Homöostase und Stabilität

Lebende Systeme halten ihr inneres Gleichgewicht mithilfe von Feedback-Schleifen selbstregulierend aufrecht. 

Die Stabilität eines Systems beruht auf diesen selbstregulierenden Prozessen seiner Funktionen, andererseits seine Anpassung an neue Umstände (KABAT-ZINN 2013, S. 264). 

Der Fachbegriff hierfür lautet Homöostase. 

Ein Beispiel für einen homöostatischen Prozess im Körper ist die Aufrechterhaltung einer relativ konstanten Körpertemperatur. Die Regulation erfolgt also immer im Abgleich mit einem angestrebten Sollwert. 

Lebendige Systeme allerdings benötigen den Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung und wir Menschen können beide Zustände über einen relativen Zeitraum als angenehm und förderlich erleben. 

Leben umfasst auch immer Stress und auch immer phasenweise Distress. Die angestrebte Stabilität ist also eine relative Stabilität des Wechsels von Anspannung und Entspannung über die Zeit hinweg, also eine stabile periodische Bewegung. 

Die Komplexitätstheorie beschreibt diese Vorgänge als Grenzzyklen. KABAT-ZINN formuliert es so: „Wenn es uns gelingt, Veränderungen als einen wesentlichen Teil unseres Daseins zu begreifen, anstatt in ihnen eine Bedrohung zu sehen, sind wir in einer sehr viel besseren Ausgangsposition, um dem Stress in unserem Leben konstruktiv zu begegnen.“

Alles hat seinen Rythmus

Alles hat seine Zeit, alles Geschehen unter dem Himmel hat seine Stunde: weinen hat seine Zeit und lachen seine Zeit, klagen hat seine Zeit und tanzen seine Zeit; schweigen hat seine Zeit und reden seine Zeit, (Kohelet) 

Alles hat seinen Rhythmus. Der Wechsel zwischen Spannung und Anspannung ist ein Grundprinzip menschlicher Existenz.

Einatmen und Ausatmen. Muskelanspannung und Entspannung. Wachsein und Schlafen. All das ist Ausdruck von Lebendigkeit.

Die anregende Form von Stress wird als EUSTRESS bezeichnet. EU, diese Silbe stammt aus dem griechischen und bedeutet, gut, richtig, schlecht.

Gerät allerdings der Rhythmus aus dem Ungleichgewicht, so spricht man vom Distress (die griechische Vorsilbe Dys steht für miss oder schlecht).

Wir reden also vom EUSTRESS UND VOM DISTRESS.

 EUSTRESS, ein Beispiel.

Sie sind verliebt und können es kaum erwarten, ihren Partner zu küssen. Oder Sie stehen vor einem sportlichen Leistungswettbewerb. Dieser Stress macht ihnen Mut und bringt sie dazu, gute Leistungen zu erbringen.

DISTRESS, ein Beispiel.

Sie fühlen sich überfordert. Sie verspüren Stress. Die Herausforderungen sind enorm und sie zweifeln an ihren Fähigkeiten. Sie sind gereizt, fühlen sich ängstlich und blockiert.

Sowohl Eustress als auch Distress führen zu körperlichen Reaktionen, die wiederum zu Belastungen und Erschöpfungszuständen führen können.

Stress als Abweichung der Homöostase

Aus biologischer Sicht bezeichnet der Stressbegriff einen psychophysischen Zustand, bei dem Abweichungen von der Homöostase vorliegen. Diese Abweichungen können durch die verfügbaren routinemäßigen Reaktionen nicht mehr kompensiert werden. Wir Menschen streben danach, einen Ausgleich zwischen Spannung und Entspannung aufrechtzuerhalten. Die verfügbaren routinemäßigen Reaktionen versuchen Sollwerte unseres physiologischen Systems durch ständiges Anpassen einzuhalten.

Unser Körper verfügt über raffinierte Systeme (endokrine und autonom nervöser), Regelkreise und Steuerungsvorgänge anzugleichen und den Ist-Zustand mit dem Sollzustand zu vergleichen.

Zwischen dem Ist-Zustand und dem Sollzustand kommt es zu einer Schwingungstoleranz, das bedeutet, dass Schwankungen beider Zustände völlig normal sind. Solange die Lebensbedingungen und Lebensumstände konstant bleiben, funktioniert die Homöostatische Selbstregulation.